Di Lider

Di Lider – Jiddische Gedichte
Rajzel Zychlinski

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„di lider“  umfasst die Lyrik Rajzel Zychlinskis in jiddischer Sprache, die von Harald Winter in Töne gesetzt wurde: In mehrstimmigen a-cappella-Gesangs-Arrangements werden die Sprachbilder der letzten großen jiddischen Dichterin von Weltformat auf dem harmonischen Untergrund von Harfe und Gitarre eindrucksvoll nachgezeichnet und von der Gruppe „VOXTROTT“ beeindruckend in Szene gesetzt. Stilistisch werden dabei alle möglichen Bereiche der Musik gekreuzt und kunstvoll miteinander verwoben, wobei die Wurzeln der traditionellen jiddischen Musik jederzeit hörbar bleiben.

Rajzel Zychlinski zählt zweifellos zu den größten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Jiddische sollte in ihrem bewegten Leben das einzige Quartier bleiben, das sie nie gewechselt hat. Sie wurde 1910 geboren und wuchs die ersten Jahre im polnischen Gombin auf. Mit zwöf Jahren begann sie zu schreiben – ein Tagebuch und Gedichte in polnischer Sprache. Mit 17 schrieb sie ihr erstes jiddisches Gedicht, und mit 18 Jahren debütierte sie in der Warschauer „folksszajtung“. Nach Station in Wloclawek lebte sie einige Jahre in Warschau, von wo sie zu Kriegsbeginn des Zweiten Weltkriegs nach Lemberg und dann nach Kolomea fliehen musste, um der Vernichtung durch die deutschen Besatzer zu entkommen . Dort heiratete sie den Psychiater Isaac Kanter und empfängt ihren Sohn Marek. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion musste die Familie weiter nach Osten fliehen und ließ sich bei Kasan nieder.

Über weitere Stationen kehrte die Familie 1946 nach Polen zurück, wo sie jedoch nicht mehr heimisch wurde, so dass sie schließlich – wieder über einen mehrjährigen Zwischenaufenthalt in Frankreich – in die USA auswanderte. Dort lebte sie meist in Brooklyn, New York, arbeitete in Fabriken, holte eine akademische Ausbildung nach und – schreibt vor allem weiter jiddische Gedichte. Für ihre Lyrik erhielt Rajzel Zychlinski 1975 den „Itzik Manger-Preis“, die höchste Auszeichnung für jiddische Literatur.

Sie verstarb am 13. Juni 2001 in Concord, Kalifornien

 

Rajzel Zychlinski: di lider – Suite für Gesang, Harfe und Gitarre

as iss mir kalt
alejn
dajne schich
di oreme
der wint
gebojrn hot mich der wint
in gortn
is gewen
majn feter hersch
majn schochn
mame
ojf a wolkn
ruik schloft mejn kind
si singt in a schnej
zu woss di zejchnss